Reality

Kimberly Brubaker Bradley — Gras unter meinen Füßen: Das Jahr, als ich leben lernte

15.April 2024

Die ame­ri­ka­ni­sche Autorin Kim­ber­ly Bru­bak­er Brad­ley ist viel­fach aus­ge­zeich­net wor­den. “Gras unter mei­nen Füßen: Das Jahr, als ich leben lern­te” ist der ers­te Roman von ihr, der ins Deut­sche über­setzt wur­de. Das Buch ist in sich abge­schlos­sen und kann auch ein­zeln gele­sen wer­den, es gibt jedoch im Eng­li­schen noch eine Fort­set­zung. Die Autorin stellt ein jun­ges Mäd­chen namens Ada in den Mit­tel­punkt, die ihr Zuhau­se noch nie ver­las­sen durf­te und nur aus dem Fens­ter der Woh­nung, in der sie mit ihrer stren­gen Mut­ter und ihrem Bru­der lebt, schau­en darf. Adas Klump­fuß ist ihrer Mut­ter zu pein­lich für die Öffent­lich­keit. Auch sonst küm­mert sich die Mut­ter kaum um sie und ihren Bru­der. Doch dann wer­den vie­le Kin­der aufs Land eva­ku­iert, um den Bom­ba­die­run­gen des (Zwei­ten Welt-)Kriegs in Lon­don zu ent­ge­hen. Das ist die Chan­ce für Ada auf ein neu­es Leben. Eine ergrei­fen­de Geschich­te über Ver­wahr­lo­sung, Ver­trau­en, Umgang mit einer kör­per­li­chen Behin­de­rung und Selbst­wert­ge­fühl. Sen­si­bel und behut­sam erzählt. Mit einer ganz außer­ge­wöhn­li­chen Prot­ago­nis­tin. Äußerst lesens­wert! Für Jugend­li­che ab 11 Jah­ren und inter­es­sier­te Erwachsene.

Ada ist 10 Jah­re alt. Wahr­schein­lich. So genau weiß sie das nicht. Ihren Geburts­tag kennt das Mäd­chen nicht. Wie so vie­le ande­re Din­ge, die sich drau­ßen außer­halb ihres Zim­mers abspie­len, von denen sie kei­ne Ahnung hat. “Mam schlug zu. Rich­tig fest. Mein Kopf don­ner­te gegen das Stuhl­bein, kurz blitz­ten Ster­ne vor mei­nen Augen. “Du redest hier mit gar kei­nem!”, sag­te Mam. “Ist rein mei­ne Net­tig­keit, dass ich dich über­haupt raus­gu­cken lass, aber wenn du noch mal die Nase raus­streckst, nagel ich Bret­ter vors Fens­ter. Und mit irgend­wem reden tust du gleich gar nicht.” (Zitat aus “Gras unter mei­nen Füßen: Das Jahr, als ich leben lern­te” S.7) Denn Ada darf die Ein­zim­mer­woh­nung, in der sie mit ihrer Mut­ter und ihrem jün­ge­ren Bru­der Jamie lebt, nicht ver­las­sen. Sie hat einen Klump­fuß, den niemand… Weiterlesen!

Danny Wattin — Davids Dilemma: Eine unglückliche Verkettung nicht ganz so weiser Entscheidungen

18.Februar 2024

Davids Dilem­ma: Eine unglück­li­che Ver­ket­tung nicht ganz so wei­ser Ent­schei­dun­gen” ist ein Romen des schwe­di­schen Autor Dan­ny Wat­tin. Er, der selbst Jude ist, stellt einen jüdi­schen Jun­gen in den Mit­tel­punkt, der in Schwe­den lebt und sei­ne Reli­gi­on bis­her immer geheim­ge­hal­ten hat, um nicht anzu­ecken, sich aber eines Tages ver­plap­pert und damit eine Ket­te an Ereig­nis­sen in Gang setzt, die er selbst bald nicht mehr kon­trol­lie­ren kann. Denn auf ein­mal ist er beliebt gewor­den und sogar die hüb­sche Maja scheint sich für ihn zu inter­es­sie­ren. Doch nicht alle sind ihm wohl­ge­son­nen und auch ein paar Neo­na­zis und mob­ben­de Mit­schü­ler haben ihn bald auf dem Kicker. Und weil David unbe­dingt dazu­ge­hö­ren möch­te und nie­man­den vor den Kopf sto­ßen möch­te, ver­strickt er sich bald in immer mehr Lügen und Halb­wahr­hei­ten… Ein skur­ri­ler, schwarz­hu­mo­ri­ger Roman, der sich mit erns­ten The­men wie Anti­se­mi­tis­mus, Rechts­extre­mis­mus, Mob­bing und der Suche nach der eige­nen Iden­ti­tät aus­ein­an­der­setzt, an man­chen Stel­len herr­lich komisch ist, aber auch viel Stoff zum Nach­den­ken und für Dis­kus­sio­nen bie­tet. Ide­al als Klas­sen­lek­tü­re oder für eine Buch­vor­stel­lung. Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und inter­es­sier­te Erwachsene.

Schwe­den. David ist ein Träu­mer. Er träumt von Mäd­chen, mit denen er zusam­men sein könn­te, hat aber lei­der kei­ne Freun­din. “Da mei­ner Ver­wandt­schaft die übli­chen Gren­zen der Scham unbe­kannt sind, wer­de ich zu Hau­se oft über mein Lie­bes­le­ben aus­ge­fragt. Und wenn sich her­aus­stellt, dass es nicht exis­tiert, dann sehen mich alle für gewöhn­lich mit­lei­dig an, als ob mit mir irgend­was ernst­haft nicht stimmt.” (Zitat aus “Davids Dilem­ma” S.12). Sei­ne Oma rät ihm, Arzt zu wer­den. Dann wür­den die Mäd­chen Schlan­ge bei ihm ste­hen. Aber dazu muss er erst ein­mal die Schu­le über­ste­hen. Dort ist er ein Außen­sei­ter. Hat nur einen ein­zi­gen Freund namens Micke, der eben­so am Ran­de der Gesell­schaft steht und zudem noch gemobbt wird. David ist Jude. Sei­ne Fami­lie stammt ursprüng­lich aus… Weiterlesen!

Kathleen Glasgow — How to make friends with the dark

19.Dezember 2023

How to make fri­ends with the dark” ist der zwei­te Roman der ame­ri­ka­ni­schen Autorin Kath­le­en Glas­gow, die vor allem über Tik­Tok Auf­merk­sam­keit auf ihr Erst­lings­werk “Girl in Pie­ces” zog. Das neue Buch ist kom­plett unab­hän­gig und eigen­stän­dig zu lesen und erzählt die Geschich­te eines jun­gen Mäd­chens, das ihre Mut­ter urplötz­lich ver­liert und ler­nen muss mit die­sem Ver­lust zurecht­zu­kom­men. Ein sehr schmerz­li­cher, tra­gi­scher Roman, der an die Sub­stanz geht und Trau­er­ver­ar­bei­tung scho­nungs­los zeigt, aber auch Hoff­nung macht, dass das Leben irgend­wann wei­ter­geht. Sprach­lich bril­lant geschrie­ben! Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren, die bereit sind sich mit erns­ten und hef­ti­gen The­men aus­ein­an­der­zu­set­zen und Erwachsene.

Die 16-jäh­ri­ge Grace, die von allen nur Tiger genannt wird, lebt bei ihrer Mut­ter. Ihrer sehr über­für­sorg­li­chen Mut­ter, die sie hütet wie ihren Aug­ap­fel. “Was, bit­te, mache ich denn je ohne mei­ne Mom? Nichts. Ich gehe zur Schu­le, manch­mal schaue ich den Ska­tern am Skate­platz zu, ich kom­me nach Hau­se, ich lese, ich… Ich sit­ze in unse­rem klei­nen Leben. Und schaue den ande­ren zu. Wie ein Käfer im Glas.” (Zitat aus “How to make fri­ends with the dark” S.16) Die bei­den leben in einem klei­nen, her­un­ter­ge­kom­me­nen Häus­chen, in ärm­li­chen Ver­hält­nis­sen. Im Som­mer fah­ren sie mit einem Mar­me­la­den­mo­bil durch die Stra­ßen, um Geld zu ver­die­nen. Trotz­dem sta­peln sich die… Weiterlesen!

Ava Reed — Nur ein Wort mit sieben Buchstaben

8.November 2023

End­lich mal wie­der ein rea­lis­ti­sches Jugend­buch von der deut­schen Autorin Ava Reed! Wäh­rend sie frü­her jähr­lich neu­en Lese­stoff für ihre jün­ge­ren Leser*innen her­aus­brach­te, hat sie ihre Fans nun tat­säch­lich gan­ze drei Jah­re (!) war­ten las­sen. Wir ver­zei­hen ihr dies aus­nahms­wei­se;-) — sie hat in der Zwi­schen­zeit jede Men­ge New Adult Roman­ces ver­öf­fent­licht — und freu­en uns auf das aktu­el­le Werk, in dem sie auf ihre ganz eige­ne fein­füh­li­ge, authen­ti­sche Art und Wei­se die Geschich­te eines Jun­gen erzählt, der nach trau­ma­ti­schen Erfah­run­gen in sei­ner Fami­lie, einem All­tag vol­ler Dro­gen und kör­per­li­cher Gewalt, vom Jugend­amt in eine Pfle­ge­fa­mi­lie auf einen Bau­ern­hof gesteckt wird. Dort trifft Mika auf die gleich­alt­ri­ge Joan­na, die eben­falls als Pfle­ge­kind dort in heim­li­ger Atmo­sphä­re lebt und die sich ihm vor­sich­tig anzu­nä­hern ver­sucht. Die Mau­ern, die er um sich her­um errich­tet hat, um sich zu schüt­zen, wer­den lang­sam brü­chig… Eine Geschich­te über das Zer­bre­chen und über das Hei­len. Über Zusam­men­halt, Lie­be und Fami­lie, die so viel mehr als “nur ein Wort mit sie­ben Buch­sta­ben” sein kann. Ein herz­er­wär­men­der, wun­der­schön geschrie­be­ner Roman, der Hoff­nung macht und so behut­sam und lie­be­voll erzählt wird, dass man ihn so schnell nicht mehr ver­ges­sen wird! Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und Erwachsene.

Mit Mühe und Not hat der 17-jäh­ri­ge Mika sei­nen Real­schul­ab­schluss geschafft. Wei­ter­ma­chen will er nicht mehr. Den Traum vom Archi­tek­tur­stu­di­um hat er ohne­hin auf­ge­ge­ben. Zu teu­er. Aber auch eine Aus­bil­dung zu machen wird schwie­rig. Denn er kann sei­ne Mut­ter unmög­lich allein las­sen. “Die­ses Mal ist es kein Plan, es ist ein Traum, denn ich weiß noch nicht, wie alles wei­ter­ge­hen soll. Kann ich mei­ne Mut­ter im Stich las­sen, sobald ich acht­zehn bin? Kann ich eine Aus­bil­dung machen und neu anfan­gen, ohne mich von mei­nem Zuhau­se zulö­sen?” (Zitat S.10 aus “Nur ein Wort mit sie­ben Buch­sta­ben”). Nach­dem sein Vater sei­nen Beruf als Poli­zist auf­ge­ben muss­te, ver­sank er zuneh­mend inWeiterlesen!

Erin Stewart — Was, wenn wir genug sind?

22.Oktober 2023

Was, wenn wir genug sind?” ist der zwei­te (Mental-Health)-Roman der ame­ri­ka­ni­schen Autorin Erin Ste­wart, der völ­lig unab­hän­gig zu lesen ist. Sie erzählt die Geschich­te eines jun­gen Mäd­chens namens Lily, deren Leben völ­lig auf den Kopf gestellt wird, als ihre älte­re Schwes­ter nach einem Sui­zid­ver­such in eine Kli­nik und schließ­lich wie­der nach Hau­se kommt. Lily, die ziem­lich unter Druck steht, ver­sucht alles wie­der in Ord­nung zu brin­gen, auch das Cha­os und die Mons­ter in ihrem eige­nen Kopf, doch das erweist als gar nicht so ein­fach. Unter­stüt­zung erhält sie von einem neu­en Mit­schü­ler und Pro­jekt­part­ner, der jedoch eben­falls sein eige­nes Päck­chen zu tra­gen hat. Ein schmerz­li­cher Roman, der eini­ges an The­men im Reper­toire hat, mit denen man sich aus­ein­an­der­set­zen darf: Depres­si­on, bipo­la­re Stö­rung, Angst, Selbst­ver­let­zung, Sui­zid. Aber auch eine Lie­bes­ge­schich­te beinhal­tet und sprach­lich sehr schön, behut­sam und ein­fühl­sam geschrie­ben ist. Mit posi­ti­ver Bot­schaft: Du bist genug so, wie du bist! Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und Erwachsene.

Die 16-jäh­ri­ge Lily hat zu ihrer älte­ren Schwes­ter Ali­ce immer auf­ge­se­hen. Ali­ce, die mutig und aben­teu­er­lus­tig ist. “Als ich klein war, kurz nach Moms Tod, war das alles, was ich brauch­te. Sie­ben Schrit­te und ein Sprung, dann war ich sicher an Ali­ce’ Sei­te, wo mich die Mons­ter unter dem Bett nicht krie­gen konn­ten. Das Bes­te, was du tun kannst, riet sie mir, ist, dich mit den Mons­tern anzu­freun­den. Und irgend­wie hör­ten sie dadurch auf, mir Angst zu machen. So war Ali­ce. Tap­fer und klug, mit Ant­wor­ten auf alles.” (Zitat aus “Was, wenn wir genug sind?” S.57) Doch plötz­lich ist alles anders, als Lily ihre Schwes­ter eines Tages mit auf­ge­schnit­te­nen Puls­adern am Boden des Bade­zim­mers fin­det. Sie hat versucht … Weiterlesen!

Oliver Scherz — Sieben Tage Mo

15.Oktober 2023

Sie­ben Tage Mo” ist ein Roman des deut­schen Autoren und Schau­spie­ler Oli­ver Scherz. Er erzählt die Geschich­te zwei­er unglei­cher Brü­der. Karl und sein Bru­der Moritz, genannt Mo, der geis­tig behin­dert ist. Auf­op­fe­rungs­voll küm­mert sich Karl um Mo, wenn die Mut­ter arbei­ten muss. Zusam­men erle­ben sie die ver­rück­tes­ten Aben­teu­er. Doch manch­mal möch­te Karl am liebs­ten mit sei­nen Freun­den Fuß­ball spie­len oder ein Mäd­chen aus sei­ner Par­al­lel­klas­se tref­fen. Als er Mo eines Tages für ein paar Stun­den allein lässt, obwohl er eigent­lich auf ihn hät­te auf­pas­sen sol­len, gerät alles außer Kon­trol­le… Ein wich­ti­ges Buch zum The­ma Inklu­si­on und Diver­si­tät. Eine außer­ge­wöhn­li­che Geschwis­ter­ge­schich­te über den Umgang mit einer Behin­de­rung in einer Fami­lie, über Frei­heits­drang und Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein. Unter­halt­sam, authen­tisch und sehr ein­fühl­sam erzählt. Für Jugend­li­che ab 10 Jahren.

Karl ist 12 Jah­re alt. Sein Zwil­lings­bru­der Moritz, genannt Mo, ist drei Minu­ten älter als er. Doch bei ihrer Geburt bekam Mo zu wenig Sau­er­stoff durch die Nabel­schnur und ist seit­dem geis­tig behin­dert. “Wenn er vor einem stand, merk­te man nicht gleich, dass er anders tick­te als die meis­ten. Dass er so unglaub­lich bescheu­er­te Sachen machen konn­te, obwohl er schon zwölf war. […] er trug eine Bril­le mit dicken Glä­sern. Und wenn man ihm eine Fra­ge stell­te, konn­te man in den ver­grö­ßer­ten Augen sehen, wie sich sei­ne Gedan­ken beweg­ten. Lang­sam wie die Mol­che im Tüm­pel, wenn sie sich vor dem Win­ter im Schlamm ein­gru­ben. Manch­mal auch blitz­ar­tig, kreuz und quer durch­ein­an­der­zu­ckend.” (Zitat aus “Sie­ben Tage Mo” S.12ff) Mo ist anders als die ande­ren Kin­der. Er kann vie­le DingeWeiterlesen!

Alexander Kielland Krag — Nur ein bisschen Angst

17.September 2023

Nur ein wenig Angst” ist der ers­te Roman des nor­we­gi­schen Autoren Alex­an­der Kiel­land Krag, der ins Deut­sche über­setzt wur­de, tat­säch­lich aber schon sein zwei­tes Buch. Das ers­te namens “Det­te blir mel­lom oss” gilt als ers­ter Insta­gram-Roman. Für das aktu­el­le wur­de er — der übri­gens der Uren­kel des in Nor­we­gen bekann­ten Schrift­stel­lers Alex­an­der Kiel­land ist — mit dem “Upri­sen”-Preis aus­ge­zeich­net und war für einen wei­te­ren Jugend­buch­preis nomi­niert. Er erzählt die Geschich­te eines Jun­gen, der uner­war­tet eine Panik­at­ta­cke hat und zuerst gar nicht ver­steht, was mit ihm los ist. Wäh­rend er ver­sucht, sei­ne Situa­ti­on vor sei­nem Umfeld zu ver­ber­gen, eska­liert die Situa­ti­on mehr und mehr. Es ist eben nicht “Nur ein wenig Angst”. Ein unglaub­lich ein­dring­li­ches, sprach­lich meis­ter­haft erzähl­tes Buch, das in kur­zen Abschnit­ten geschrie­ben ist und mit einer Bild­ge­wal­tig­keit daher­kommt, die immer wie­der von Neu­em über­rascht. Ein bemer­kens­wer­tes Por­trät eines Jugend­li­chen, des­sen Leben aus den Fugen gerät und zugleich ein Plä­doy­er dafür, zu sich selbst zu ste­hen und über schwie­ri­ge The­men offen zu spre­chen und sich für Schwä­chen nicht zu schä­men. Ide­al auch als Klas­sen­lek­tü­re oder für eine Buch­vor­stel­lung — nicht nur um sich mit men­ta­ler Gesund­heit inten­siv aus­ein­an­der­zu­set­zen, son­dern auch weil es mit 216 Sei­ten rei­nem Erzähl­text ein rela­tiv kurz­wei­li­ger Roman ist, der sich sehr mit­rei­ßend und flüs­sig lesen lässt. Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und für inter­es­sier­te Erwachsene.

Der 17-jäh­ri­ge Cor­ne­li­us, der von sei­nen Freun­den nur C genannt wird, hängt bei sei­nen Kum­pels ab. Sie trin­ken, fei­ern. Als es auf ein­mal pas­siert: “Es kommt plötz­lich, wie ein Wet­ter­um­schwung. Zuerst ist alles wie nor­mal. Es ist ein Sams­tag­abend Mit­te Febru­ar. Ich sit­ze zwi­schen Aksel und Oli­ver auf einem Sofa […]  Und doch scheint es, als ob sich in die­ser kur­zen Pau­se der Wind in mei­nem Kör­per dreht. Mich über­kommt eine aku­te, hef­ti­ge Übel­keit.” (Zitat S.5 aus “Nur ein wenig Angst”). Sei­ne Hand zit­tert, er fängt an zu schwit­zen. Cor­ne­li­us flüch­tet nach drau­ßen, obwohl esWeiterlesen!

Kyrie McCauley — Ihr sollt (nicht) schweigen

12.September 2023

Ihr sollt (nicht) schwei­gen” ist der zwei­te Roman der ame­ri­ka­ni­schen Autorin Kyrie McCau­ley, die für ihr Debüt “Your are (not) safe here” sogar für den Deut­schen Jugend­li­te­ra­tur­preis nomi­niert wur­de. Hand­lungs­ort ist eine Klein­stadt, in der ein Mäd­chen namens Cas­sie erschos­sen wur­de, und zwar von ihrem Exfreund Nicho­las, der sich anschlie­ßend selbst getö­tet hat. Wäh­rend das Ereig­nis zuneh­mend roman­ti­siert wird und kei­ne groß­ar­ti­gen Fol­gen hat, obwohl Nicho­las der Sohn des orts­an­säs­si­gen Waf­fen­fa­bri­kan­ten war, beschlie­ßen Cas­sies bes­te Freun­din­nen stell­ver­tre­tend Rache zu neh­men und spray­en ille­gal und heim­lich immer wie­der Wand­bil­der an den unter­schied­li­chen Stel­len in der Klein­stadt. Um auf Cas­sie Geschich­te auf­merk­sam zu machen. Doch die Waf­fen­lob­by, allen vor­an Nicho­las Vater, will die Sache am liebs­ten unter den Tisch keh­ren… Ein auf beson­de­re Art und Wei­se erzähl­ter Roman, nicht nur über Waf­fen­ge­walt, son­dern auch über Gewalt an Frau­en. Über Freund­schaft, Zusam­men­halt und die Suche nach der Wahr­heit. Eine Geschich­te, mit der man sich aus­ein­an­der set­zen muss. Ein wich­ti­ges, auf­rüt­teln­des, lite­ra­ri­sches und gut erzähl­tes Buch, das für mich zwar nicht ganz an den Vor­gän­ger­ti­tel her­an­reicht, aber trotz­dem sehr lesens­wert ist. Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und vor allem Erwachsene.

Die 17-jäh­ri­ge Cas­san­dra Queen wur­de erschos­sen. Von ihrem Exfreund Nicho­las. Er kam mit einer Waf­fe in die Schu­le, “schoss auf Cas­sie, eine Mit­schü­le­rin und sich selbst. Die Mit­schü­le­rin über­leb­te. Nico und Cas­sie star­ben noch vor Ort. Man könn­te argu­men­tie­ren, dass der klei­ne Ort Bell eine Hoch­burg der Waf­fen­be­für­wor­ter im Land ist, weil dort seit 1824 die Fir­ma Bell Fire­arms ihren Stamm­sitz hat und die Stadt förm­lich um die Fir­ma her­um ent­stand. Vier­zig Pro­zent aller Jobs hän­gen bis heu­te noch an der Fir­ma Bell. Und Nico Bell soll­te das Gan­ze von sei­nem Vater, Ste­ven Bell, irgend­wann über­neh­men.” (Zitat aus “Du sollst (nicht) schwei­gen” S.36) Der Tod von Cas­sie wird ver­harm­lost, sogar… Weiterlesen!

Julia Dessalles — Herzklangstille

8.September 2023

Herz­klangstil­le” ist ein Roman der deut­schen Autorin Julia Dess­al­les. Eine Geschich­te über ein Mäd­chen, das nach dem Tod ihrer Mut­ter von ihrem Vater eine Tele­fon­zel­le im Gar­ten auf­ge­baut bekommt, die es dazu nutzt, um sich mit ihrer Mut­ter zu unter­hal­ten. Natür­lich ant­wor­tet ihre Mut­ter nie. Aber June kann ihr alles erzäh­len, was sie bedrückt. Doch als sie Jah­re spä­ter ihren Lie­bes­kum­mer in der Tele­fon­zel­le teilt, ant­wor­tet ihr plötz­lich die Stim­me eines Jun­gen, der sich Lucas nennt. Dabei kann das tech­nisch doch eigent­lich gar nicht mög­lich sein? Und war­um ver­hält sich die­se ande­re Jun­ge in der Schu­le, dem June nichts getan hat, so feind­se­lig ihr gegen­über? Bald fin­det June mehr über die bei­den her­aus… Ein fas­zi­nie­rend erzähl­tes Buch mit beson­de­ren Cha­rak­te­ren, jeder Men­ge Roman­tik und tief­grün­di­gen The­men wie Trau­er­ver­ar­bei­tung und einem traum­haf­ten Cover samt Farb­schnitt (in der Erst­auf­la­ge). Für die Leser*innen von “Bleib bei mir, Sam”. Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und Erwachsene.

June ist eine Außen­sei­te­rin. Die Leh­rer inter­es­sie­ren sich zu sehr für sie und wol­len wis­sen, wie es ihr geht. Die Mitschüler*innen zu wenig. Sie lebt außer­halb auf dem Land in einem Cot­ta­ge­ähn­li­chen Haus mit ihrem Vater. Ihre Mut­ter ist seit lan­ger Zeit ver­stor­ben. Um ihre eine Mög­lich­keit zu bie­ten, den­noch wei­ter­hin mit ihr zu spre­chen, hat Junes Vater eine Tele­fon­zel­le im ver­wil­der­ten Gar­ten errich­tet. Wäh­rend June frü­her fast täglichWeiterlesen!

Martin Schäuble — Alle Farben grau

30.August 2023

Der deut­sche Jour­na­list, Poli­tik­wis­sen­schaft­ler und Autor Mar­tin Schäub­le erzählt in “Alle Far­ben grau” eine Geschich­te, die auf wah­ren Bege­ben­hei­ten beruht. Im Mit­tel­punkt steht ein autis­ti­scher Jun­ge und Außen­sei­ter, der unter Depres­sio­nen lei­det. Alle Hoff­nun­gen sei­nes Umfelds nach einem Auf­ent­halt in einer psych­ia­tri­schen Kli­nik zer­schla­gen sich, als er sich schließ­lich das Leben nimmt. Denn inner­lich hat er längst Abschied genom­men. In dem Roman, für den der Autor vie­le Gesprä­che mit ange­hö­ri­gen Betrof­fe­nen geführt hat, kommt nicht nur der Jun­ge, son­dern auch sein per­sön­li­ches Umfeld zu Wort, so dass man sich als Leser*in ein immer umfas­sen­de­res Bild der Umstän­de machen kann. Kei­ne leich­te Kost und ein Buch, mit dem man sich aus­ein­an­der­set­zen muss, aber ein höchst bedeut­sa­mes The­ma! Depres­sio­nen und Sui­zid bekom­men durch die Erhö­hung psy­chi­scher Erkran­kun­gen einen immer wich­ti­ge­ren Stel­len­wert. Ein sehr fein­füh­lig gezeich­ne­tes Por­trät, bewe­gend und authen­tisch geschrie­ben. Ide­al auch als Klas­sen­lek­tü­re oder für eine Buch­vor­stel­lung. Für Jugend­li­che ab 14 Jah­ren und Erwachsene.

Der 16-jäh­ri­ge Paul ist eher ein Außen­sei­ter. Er ist höchst intel­li­gent. Er liebt die Musik von David Bowie. Er mag Japan, Kat­zen und Man­gas. Er ist sogar auf ein Inter­nat in Japan gegan­gen. “Der Unter­richt ist halb­wegs inter­es­sant, und die Leu­te sind in Ord­nung, aber so rich­tig ver­ste­hen tun wir uns alle nicht. Über­haupt nicht. Das ist mir bei allen außer Lien egal. Doch ich kann nichts dar­an ändern.” (Zitat aus “Alle Far­ben grau” S.51). In de Inter­nat hat er sich unglück­lich in das japa­ni­sche Mäd­chen Lien ver­liebt. Oft redet Paul sehr viel. Hält lan­ge Mono­lo­ge und ver­gisst es die ande­ren zu fragen… Weiterlesen!

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